28 Dezember, 2006

Autsch!

Die Beschwerden über ungebührlich lange Blog-Abstinenz sind angekommen - spätestens nach dem Treffer von Pims Stöckchen... Wie ich nun also lernen durfte, dient dieses Instrument der Streuung allgemeiner Fragestellungen; quasi eine Einladung zur Erstellung eines Diskussionsbeitrags. Thema in diesem Fall: "Was ich mir als Kind gewünscht habe".

Die besinnliche Stimmung um Weihnachten im Kreis der Familie hat mich in den vergangenen Tagen etwas aus dem Trubel des Alltags gerissen und eine seltsam nostalgische Gemütslage hinterlassen - ein geeigneter Moment, um noch ein wenig darin zu verharren, in trauten Erinnerungen zu schwelgen und zu rekapitulieren, was mich damals - in grauer grauer Vorzeit - wohl beschäftigt haben mag.

So manch infantiler Wunsch mag freilich bis ins Erwachsenenalter erhalten bleiben; den Traum vom Prinzen der anmutig auf einem prachtvollen Schimmel heranreitet um mich in sein Märchenschloss zu entführen, habe ich aber nie entwickelt oder falls doch, sehr früh verworfen.

Im Grossen und Ganzen hab ich meine Kindheit trotz aller irrigen Annahmen über Ossi-Kinder als sehr unbeschwert in Erinnerung. Die kindliche Wahrnehmung beschäftigt sich nicht mit politischen Systemen, gesellschaftlichen Mißständen oder Fragen der Konformität - meine Welt war in bester Ordnung; meine Bedürfnisse in Unkenntnis der Möglichkeiten vollstens befriedigt. Eine Orange schaffte selten mal ihren Weg aus Kuba bis in die Schulkantine, hieß Apfelsine, weil ihre grüngelbe Farbe nichts anderes zuließ und es war okay für mich - schließlich kannte ich es nicht anders. Und ob Honecker und Marx statt Adenauer und Freud die Klassenzimmerwand zierten, war mir doch völlig egal!
Meine Welt war geprägt von einem harmonischen Familienleben und vielen Freunden, die direkt in der Straße oder schlimmstenfalls um zwei Ecken wohnten. Ich brauchte kein Telefon um zu fragen, WANN man sich WO treffen könne um WAS zu tun; der Spielplatz war immer da und jeder stieß dann hinzu, wenn er Zeit und Lust dazu hatte.

Ich habe mir aber sicher oft gewünscht, ich müsste weder bereits um 7 Uhr morgens noch samstags zur Schule. Der entsetzliche Mundgeruch meiner Lehrerin und der lange Weg zum Hort sind mir ebenso noch als sehr verbesserungswürdig in Erinnerung. Mein großer Bruder, der mich gerade vor seinen Freunden immer als seine kleine "Schwelle" niedermachen musste und das schönere Zimmer hatte, war mir sicher auch gelegentlich ein Dorn im Auge. Allerdings hab ich wohl typisch geschwisterliche Methoden entwickelt, ihm all seine vermeintlichen Greueltaten an mir heimzuzahlen und an manche Szene denke ich heute mit einem Lächeln zurück.
Dabei muss ich kurz anführen, dass ich nach Jahren eher ignoranter gegenseitiger Duldung überaus froh bin über das freundschaftliche Verhältnis, das uns heute verbindet.

Ich wünschte, ich würde mir nie mehr im Pflichtfach Handarbeiten Nadeln in den Finger pieksen und müsste nie mehr im Schulgarten Unkraut zupfen. Ich wünschte, ich würde mit meinem damals noch ausgeprägten sportlichen Ehrgeiz in allen Sportarten, die ich anfing zur Weltelite heranwachsen. Ich wünschte, die biederen Nachbarn würden endlich müde werden, sich über unsere ausufernden "Gartenfahrten" und Kletterübungen in Zäunen und Bäumen zu beschweren. Ich wünschte, meine Großeltern bekämen öfter Westpakete mit echten Gummibärchen und Schokolade, die schmeckte.

Ich wünschte, das Leben wäre noch einmal so sorglos wie damals...